Biphasischer Schlaf

von | Nov 3, 2018

Biphasischer Schlaf bedeutet, dass wir nicht an einem Stück schlafen, sondern 2 Schlafphasen über den Tag oder die Nacht verteilt haben. In diesem Artikel erfährst Du, ob das gesund ist, ob es dazu Studien gibt und alles Weitere.

Arten von biphasischem Schlaf

Oft heißt es biphasischer Schlaf bedeutet die Aufteilung des Schlafes in einen Nachtschlaf und einen Mittagsschlaf – das ist aber nicht ganz korrekt. Ob diese 2 Schlafphasen am Tag und in der Nacht finden oder beide in der Nacht, das ist für die Einstufung als biphasischen Schlaf unerheblich. Evolutionsbiologisch kommt der biphasische Schlaf mit 2 Schlafphasen in der Nacht dem eigentlich natürlichsten Schlaf von uns Menschen wohl am nächsten. Aber warum? Das erfährst Du in den nächsten Absätzen.

Wir können den biphasischen Schlaf also in vier Kategorien bzw. Arten einteilen

4- 6 Stunden Schlaf in der Nacht und ein Mittagsschlaf

Diese Art üben wohl die wenigsten Menschen korrekt aus. Viele Menschen gönnen sich zwar einen Mittagsschlaf – oft weil sie in der Nacht zu wenig schlafen – achten dann aber nicht darauf, nur einen Schlafzyklus zu durchlaufen. Oft legen sie sich „nach Gefühl“ hin und wachen auf, wenn der nächste Termin oder Ähnliches ansteht. Das führt häufig zu einem Aufwachen in einer Tiefschlafphase. Dabei fühlen wir uns gerädert und der Schlaf war nicht erholsam. Erheblich sinnvoller ist daher Kategorie Nr. 2.

6 – 8 Stunden Schlaf und ein Power Nap

Diese Art der Aufteilung des Schlafes ist noch sehr neu, wird aber von Millionen Menschen erfolgreich täglich praktiziert. Unsere Vorfahren haben keine Power Naps gehalten, aber dazu gleich noch mehr. Vorteile dieser Unterteilung des Schlafes sind jedoch folgende:

  • Wir erhalten nachts in der Regel ausreichend Schlaf
  • Ein Power Nap ist kurz – lässt uns daher nicht in den Tiefschlaf fallen und perfekt in den Alltag integrieren

Ganz streng genommen ist diese Art kein biphasischer Schlaf, weil der zweite Schlaf doch sehr kurz ist. Der klassische biphasische Schlaf ist der folgende.

4 Std. Schlaf in der Nacht – wach und noch einmal 4 Std. Schlaf in der Nacht

Exakt so haben unsere Vorfahren geschlafen. Das ist wohl der natürliche Schlafrhythmus von uns Menschen. Aber warum eigentlich? Und warum schlafen wir dann heute nicht mehr so? Unsere Vorfahren hatten kein künstliches Licht. Sie schliefen daher bereits kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Bis es aber wieder hell werden würde, dauerte es noch 10-12 Stunden – so viel Schlaf braucht unser Körper gar nicht. In der Folge wurden die Menschen meist nach 4 bis 5 Stunden wieder wach. Hier hatten sie gerade den Großteil der erholsamen Tiefschlafphasen genossen.

Nun blieben sie 2 bis 3 Stunden wach. Dabei schauten sie nach den Tieren, unterhielten sich, hatten Sex, besuchten Nachbarn, etc. Anschließend schliefen sie noch einmal 3 bis 4 Stunden, ehe sie der Sonnenaufgang auf natürliche Weise weckte. Diese zweite Schlafeinheit wurde auch „zweiter Schlaf“ genannt.

Kurz: Der biphasische Schlaf ist das Ergebnis, wenn die Nacht länger ist als unser Schlafbedürfnis.

Zwei Schlafblöcke am Tag

Diesen biphasischen Schlaf haben sich viele Schichtarbeiter bzw. Nachtarbeiter angeeignet bzw. aneignen müssen. Da der Schlaf am Tag nicht so erholsam ist wie am Tag und das Einschlafen oft schwer fällt, teilen viele Nachtschichtler ihren Schlaf auf diese Weise auf. Diese Art ist das Ergebnis von unnatürlichen Arbeitszeiten – gesund ist das auf Dauer nicht!

Studien

Gibt es Studien zu biphasischem Schlaf? Ja, die gibt es. Und auch Forscher in Selbstexperimenten haben nachweisen können, dass der biphasische Schlaf mit 2 Schlafphasen in der Nacht der wohl natürlichste ist. Eine sehr bekannte Studie ist die des US-amerikanischen Psychiaters Thomas Wehr. Dabei schliefen die Versuchsteilnehmer, nach einer kurzen Umstellungszeit, 8 Stunden pro Nacht – in zwei Blöcken, dazwischen waren sie 1 bis 2 Stunden wach. Simuliert wurde dieses Szenario, in dem die Teilnehmer von 18.00 Uhr bis 8.00 Uhr in einer dunkel gehaltenen Umgebung verbringen mussten. Ungefähr so wie es auch bei uns im Winter ist, wenn das liebe künstliche Licht nicht wäre…

Hier kannst Du die Studie nachlesen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10607034

Erfahrungen

Wir haben noch keine Erfahrungen mit biphasischem Schlaf gemacht, so wie ihn unsere Vorfahren kannten. Wir könnten das einmal simulieren, in dem wir es uns im Winter in einer abgelegenen Hütte ohne künstliche Lichtquellen gemütlich machen. Dafür bräuchten wir jedoch etwa drei Wochen Zeit. Noch ist dieses Selbstexperiment nicht ganz oben auf unserer To-Do-Liste, aber vielleicht irgendwann einmal.

Mit der oben angesprochenen zweiten Variante haben wir jedoch gute Erfahrungen gemacht. Wir nutzen sehr gerne Power Naps am Tag. Und zwar nicht, um unseren wenigen Schlaf in der Nacht zu kompensieren – wir Schlafonauten schlafen natürlich immer ausreichend… – sondern, um das ganz natürliche Mittagstief zu überbrücken und Energie zu tanken. Wir können Dir das nur empfehlen!

Fazit

Der biphasische Schlaf ist wohl der Schlaf, den wir eigentlich ausüben sollten, wenn uns die Erfindung des künstlichen Lichtes nicht zu einem monophasischen Schlaf, so wie wir ihn heute kennen, erzogen hätte. Aber ist das denn schlimm? Nein. Der monophasische Schlaf ist zwar noch verhältnismäßig neu für unseren Körper, dennoch haben sich Milliarden Menschen daran schon gewöhnt und auch unser Körper scheint damit sehr gut umgehen zu können. Die Wissenschaft sieht jedenfalls keinen gesundheitlichen Schaden darin, 8 Stunden am Stück zu schlafen. Wir müssen daher nicht zum biphasischen Schlaf zurückkehren, weil das wohl natürlicher sei. Für die meisten Menschen wäre es ohnehin nur schwer umsetzbar.

Was nehmen wir nun als Lerneffekt aus diesem Artikel?

Nun, es ist ganz natürlich, wenn Du nachts wach wirst – vor allem nach 4 bis 5 Stunden. Nicht immer liegt eine Schlafstörung dahinter. Vielleicht liegt es einfach daran, dass Dein Körper in Sachen Schlaf noch im Mittelalter lebt… Solange Du problemlos wieder einschlafen kannst, brauchst Du Dir keine Gedanken machen. Wir lernen also aus diesem Artikel vor allem eines: Durchschlafen ist ein Mythos und Aufwachen in der Nacht nicht immer gleich eine Krankheit!

Und was ist mit polyphasischem Schlaf, auch Intervall schlafen genannt?? Den schauen wir uns noch in einem separaten Blogartikel an.

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