Den Schlaf aufzeichnen – Woher weißt du, ob du nun gut oder schlecht schläfst? Klar, das Gefühl am Morgen ist ein sehr guter Indikator. Im Zeitalter der Digitalisierung gibt es jedoch auch technische Hilfsmittel, die dir bei deiner Schlafanalyse helfen möchten. In diesem Artikel schauen wir uns an, ob die Hilfsmittel halten, was sie versprechen.
Inhaltsüberblick
Schlaf Apps
Viele Apps aus den App-Stores möchten dir beim Schlafen helfen. Die bekanntesten Apps sind Schlaftracker, die deinen Schlaf aufzeichnen. Am nächsten Morgen bekommst du dann grafisch dargestellt, wie ruhig oder unruhig dein Schlaf war.
Wie viele Tiefschlafphasen hast du genießen dürfen, warst du in der Nacht wach und wann bist du eigentlich eingeschlafen? Sinnvolle Übersicht oder doch Spielerei? Wir stellen dir nun verschiedene Apps und die Meinung der Wissenschaft dazu vor.
Relaxio
Die erste App ist Relaxio. Diese Schlaf-App möchte uns beim Einschlafen helfen. Wie macht sie das? Relaxio bedient sich dem Prinzip des „Weißen Rauschen“.
Weißes Rauschen bezeichnet dabei, dass über einen längeren Zeitraum bestimmte Töne konstant abgespielt werden. Das kann einerseits beruhigen, um leichter einzuschlafen, andererseits auch störenden Lärm „übertönen“.
So kannst du dir bei dieser App z. B. Meeresrauschen, Vogelzwitschern, Lagerfeuer, Regen und vieles mehr abspielen lassen.
Gut:
- Hast du deinen Lieblings-Mix gefunden, kannst du diesen Abspeichern und jeden Abend wieder verwenden.
- Die App besitzt eine Timer-Funktion. Wenn du die Geräusche nicht die ganze Nacht durchspielen lassen möchtest, kannst du z. B. 20 Minuten einstellen und die App damit explizit nur zum Einschlafen verwenden.
Sleep Cycle
Sleep Cycle kann zwei Dinge:
- Den Schlaf aufzeichnen und analysieren
- Sanftes Aufwecken
So funktioniert die App:
Schlaf aufzeichnen
Anhand des Bewegungssensors deines Handys möchte die App erkennen, ob du gerade schläfst und in welcher Schlafphase du befindest.
Damit das funktioniert, muss das Handy einerseits am Strom angesteckt sein und andererseits in unmittelbarer Kopfnähe (neben dem Kissen genügt) platziert sein.
Am nächsten Morgen bekommst du dann eine Aufzeichnung, wann du geschlafen hast und wie lange deine Schlafphasen waren. Viele Schlafforscher sehen solche Apps spektisch, die Genauigkeit fehle. Wir können der App auch nicht so trauen – oder hat unser Tester wirklich keine Tiefschlafphase…?
Sanftes Wecken
Das sanfte Wecken möchte dich dann wecken, wenn du gerade im Leichtschlaf befindest. Du kennst sicher auch das Gefühl: Du hast 8 Stunden geschlafen, wirst geweckt und fühlst dich so als ob du gar nicht geschlafen hättest. Ein unsanftes Wecken in einer Tiefschlapfhase kann gerade das verursachen.
In dieser App jedoch kannst du folgendes einstellen: „Ich möchte um 7.40 Uhr aufstehen, mit einem Zeitradius von 30 Minuten“. Die App schuat sich nun von 7.10 bis 7.40 Uhr deinen Schlaf an. Bist du in einer Leichtschlafphase, nutzt sie die Chance und der Alarm ertönt.
Sonstige Einstellungen
In den weiteren Einstellungen kannst du noch den Weckton, die Vibration und den Zeitradius einstellen. In einer kostenpflichtigen Premium-Version kannst du noch Anmerkungen zu deinem Schlaf verfassen und weitere Einschlafhilfen nutzen. Das Ganze kostet dann aktuell 29,99 Euro/Jahr
Alarmy
Alarmy ist eine App, die dich quasi zum Aufstehen zwingt. Wie macht sie das? Als Weckton kannst du nicht nur eine gewöhnliche Melodie einstellen. Stattdessen gibt es Aufgaben, die dich wach machen:
- Eine oder mehrere Matheaufgabe lösen -> Unterschiedliche Schwierigkeitsstufen möglich
- Einen QR-Code abscannen -> Diesen hinterlegst du bei den Einstellungen, damit das Handy den Code am Morgen wiedererkennt und beim Abscannen den Weckton ausschaltet.
- x Mal dein Handy schütteln -> Glaub uns, nach 150 x Handyschütteln stehst du freiwillig auf
- Ein bestimmtes Bild aufnehmen. Dieses kannst du im Vorfeld einstellen. So z. B. ein Bild von deinem Kühlschrank. So musst du zwangsläufig aufstehen, wenn dein Wecker ausgehen soll.
Weitere Einstellungen
Hier kannst du die Lautstärke anpassen, Alarmpausen einstellen, die Schlummerfunktion bearbeiten und vieles mehr. Zudem sind an unterschiedlichen Tagen verschiedene Aufgaben möglich. So ertönt unter der Woche etwa ein Weckton, den du „ausschütteln“ musst, am Wochenende jedoch ein Ton, den du normal ausdrücken kannst.
Snore Clock
Diese App zeigt dir, ob du schnarchst oder nicht. Wie macht sie das?
Mit der Aufnahmefunktion deines Smartphones nimmt sie deine Geräusche in der Nacht auf und kann das Schnarchen erkennen. So geht’s:
- Lege dein Smartphone neben dein Bett.
- Startest du die Funktion, nimmt die App alle Geräusche auf.
- Phasen, in denen du schnarchst, werden rot markiert. Anhand eines Diagramms kannst du auch im Nachhinein noch jedes Geräusch prüfen.
Eine Aufnahme ist bis zu 11 Stunden möglich, am besten lädst du das Handy in der Nacht ohnehin gleichzeitig auf.
Eine sehr coole Funktion:
Vor einer neuen Aufnahme kannst du sogenannte „Tags“ einstellen. Damit kannst du später sehen, ob eine Änderung in deinem Tagesablauf oder ein bestimmtes Mittel zu Verbesserungen oder gar Verschlechterungen beim Schnarchen geführt hat. Die Tags, die du einstellen kannst sind:
- Alkohol
- CPAP
- Koffein
- Nasenpflaster
- Schlafmittel
- Schnarchschiene
- Sport
- Stress
- Tee
In den Einstellungen können zudem noch weitere, eigene Tags hinterlegt werden.
Premium-Version
Die Premium-Version kostet 3,99 Euro. Die zusätzlichen Einstellungen sind dann:
- Einen Ton oder eine Vibration beim Schnarchen abspielen lassen
- Die Aufnahmen auf einer SD-Karte speichern
- Keine Werbung
Blue Light Filter
Diese App filtert, wie der Name es schon verrät, den Blauanteil des Smartphone-Bildschirm-Lichts. Blaues Licht am Abend sorgt für eine verspätete verspätete Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Ein spezieller Filter ist daher sehr sinnvoll.
Mit den Funktionen der App kannst du den negativen Einfluss minimieren. Das kann die App genau:
- Den Bildschirm auf eine natürliche Farbe anpassen
- Die Intensität des Filters nach deinem Geschmack einstellen
- Auto-Timer einstellen, sodass du z. B. ab abends 20 Uhr mit dem Filter deine Augen schonst
Positiv zudem: Der Filter spart Akku, weil der Bildschirm nicht mehr so hell ausgeleuchtet wird.
Premium-Version
Die Premium-Version kostet aktuell 3,09 Euro. Dadurch werden lediglich die Werbebanner entfernt.
Das sagt die Wissenschaft zu Schlaf Apps und Schlaftrackern
Wissenschaftler haben unterschiedliche Meinungen zu den Apps. So gelten Apps, die bestimmte Schlafphasen erkennen wollen als ungenau. Die sichere Methode, um festzustellen ob jemand schlafe, sei einzig mittels eines EEG.
Die kostenlosen oder für einen geringen Eurobetrag zu erwerbenden Apps erhalten ihre Informationen aus den im Smartphone integrierten Bewegungssensoren und Mikrofon. Eine Verbindung zu deinem Körper besteht nicht.
Das Smartphone liegt lediglich in Reichweite deines Bettes. Die Aufzeichnung deiner Bewegung im Schlaf ist daher durchaus plausibel. So können die Apps erfassen, ob du schläfst oder wach bist. Gerade weil wir uns am Morgen selbst häufig nicht oder nur ungenau an Aufwachphasen erinnern, ist diese Info schon viel Wert. Das sehen auch Schlafforscher so.
Die Angabe deiner Schlafqualität und vor allem der Schlafphasen bewerten Schlafforscher als nicht aussagekräftig, da keine Verbindung zu deinem Körper besteht und eine genaue Aufzeichnung nur mittels eines EEGs möglich ist, welches über Elektroden deine Gehirnströme misst. Im Schlaflabor sind zahlreiche Verkabelungen nötig und Messinstrumente an dich angeschlossen. Das könne eine App allein nicht ersetzen.
„Mehrfach konnte ich beobachten, dass Patienten, die eine Entspannungsübung machen, dabei aber hellbwach blieben, vom Gerät als schlafend eingestuft werden.“
Prof. Dr. med. Christoph Bamber in seinem Buch „Schlafwunder“
Zudem erfordern viele Applikationen die unmittelbare Nähe zum Körper. Ob und wie elektronische Geräte und Wellen den Schlaf beeinflussen, wird kontrovers diskutiert und weiter erforscht. Wenn möglich wird geraten, die Geräte abzuschalten oder weit entfernt aufzubewahren.
Schlaftracker
Spezielle Schlaftracker, sogenannte Wearables, sollen genauer sein als Apps. In Verbindung mit einer App auf deinem Smartphone und einem Band um den Arm, stehen mehr Informationen zur Verfügung. Das Armband hat Zugriff auf deinen Puls und deine Bewegungen. Deine Hirnströme, Augenbewegungen oder Muskelaktivitäten kann auch das Armband nicht messen. Schlafforscher halten auch diese Tracker nur hinsichtlich der Aufwachphasen für aussagekräftig. Die ermittelten Schlafphasen seien nicht mehr als gute Schätzungen.
Daneben gibt es auch Geräte, die z. B. unter deine Matratze gelegt werden und ebenfalls in Verbindung mit einer App detaillierte Aufzeichnungen deines Schlafes anfertigt.
Unsere allgemeine Meinung zum Thema Schlaftracking kannst Du auch in einer Kolumne von uns nachlesen (hier klicken zum Online-Artikel, oder hier in der PDF-Ausgabe bei Mediaplanet)
Unsere Meinung
Nach einer aktuellen Umfrage nutzen nur 11 % der Deutschen regelmäßig oder gelegentlich eine App im Bereich Schlafen, 43 % können es sich vorstellen, eine zu nutzen (Quelle). Trotz dem breiten Angebots und dem hohen Nutzenversprechen, sind Schlaf Apps noch nicht in unserem Alltag angekommen.
Auch wir nutzen die oben vorgestellten Apps nicht alle regelmäßig. Der etwas andere Wecker und die schönen Geräusche helfen vielen Menschen, wir schlafen jedoch auch ohne ganz gut. Das sanfte Aufwachen hat für uns nur dann einen direkten Nutzen, sofern die App denn wirklich zuverlässig anhand der Bewegungen erkennt, ob wir uns in einem leichten oder tiefen Schlaf befinden. Einzig der Blue Light Filter ist bei uns jeden Tag ab 20 Uhr in der Anwendung.
Ebenso die Snore Clock ist eine coole Sache, um zu überprüfen, ob man schnarcht oder eben nicht.
Fazit
Sind die Schlaf Apps und Schlaftracker nun sinnvoll oder nicht?
Wenn du jedoch der Meinung bist, dass du nachts häufig aufwachst, kann dir eine solche App genau das anzeigen. Auch hinsichtlich der Einschlafzeit sind die Apps meiner Erfahrung nach sehr genau. So weißt du am Morgen, ob du wirklich 1 Stunde zum Einschlafen gebraucht hast oder es doch nur 20 Minuten waren. Denn unser subjektives Empfinden ist da häufig sehr ungenau und pessimistisch.
Gemeinsam haben alle Methoden, dass sie nicht so genau sein können wie eine professionelle Analyse in einem Schlaflabor. Nur ein Schlaflabor kann exakt anhand der Gehirnwellen und weiterer Messinstrumente bestimmen, ob dein Schlaf gestört ist oder nicht.
Wer sich einen Schlaftracker anschafft, hat es schon einmal so weit geschafft, dass er sich mit seinem Schlaf auseinandersetzt. Damit ist schon viel gewonnen und wird sicher dazu führen, dass es nicht nur bei der Anschaffung eines Analysegerätes bleibt, sondern auch weitere Schlaftipps umsetzt.
Du kennst noch andere Apps oder hast Erfahrungen mit den oben genannten gemacht? Wir freuen und auf deinen Kommentar unter diesem Artikel.
Hallo Fabian,
Einige Informationen scheinen veraltet zu sein.
Von wann ist dieser Artikel? Wäre schön wenn das dabeistehen würde.
Mit freundlichen Grüßen
Ben
Hallo Ben,
Von 2018, aktualisiert im Dezember 2019.
Was ist veraltet?
Ich aktualisiere den im Laufe des Jahres nochmal.
Liebe Grüße
Fabian